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The Graham Bond Organization: There‘s A Bond Between Us (Review)

Artist:

The Graham Bond Organization

The Graham Bond Organization: There‘s A Bond Between Us
Album:

There‘s A Bond Between Us

Medium: LP/Remaster
Stil:

Rhythm‘N‘Blues, Soul, Progressive-, Funk- und Jazz-Rock

Label: Repertoire Records
Spieldauer: 39:58
Erschienen: 02.02.2018
Website: [Link]

There‘s A Bond Between Us“ war das zweite und zugleich letzte Studio-Album des Jahres 1965 der vermeintlichen Supergroup um GRAHAM BOND, aus der kurze Zeit später CREAM und COLOSSEUM hervorgehen sollten. Und um es mit einem, hoffentlich nicht als geschmacklos verstandenem Wortspiel auszudrücken, überrollte einen diese druckvoll-verspielte Mono-LP, die als hervorragendes Abbey-Road-Vinyl-Remaster endlich wieder von Repertoire Records veröffentlicht wird, mit dem progressiven Blues- und Jazz-Rock ähnlich wie eine Dampfwalze oder eben ein Schnellzug, der das kurze Leben von Graham Bond mit nur 36 Jahren in der Londoner U-Bahn-Station Finsbury Park am 8. Mai 1974 beenden sollte.
Am Ende waren es nur noch Bonds Fingerabdrücke, die ihn, den begnadeten, charismatischen Musiker, der mit seiner GRAHAM BOND ORGANIZATION Ginger Baker, Jack Bruce und Dick Heckstall-Smith den Weg für CREAM und COLOSSEUM ebnete, als das Opfer dieses Zugunfalls identifizieren sollten. Warum es zu dem Unfall kam, ist noch heute ein (offenes) Geheimnis (Heroinrausch, Selbstmord, Mord, Flucht vor Drogendealern oder nur Unglück?), das wohl nie wirklich aufgeklärt werden wird.

Doch Bond hinterließ nicht nur ein paar identifiziererbare Fingerabdrücke am Lebensende, es waren viel mehr seine Fingerabdrücke auf den schwarzen und weißen Tasten der Hammond-Orgel, die dauerhaft nachwirkten, besonders bei den ganz großen Keyboardern des Szene, von denen sich RICK WAKEMAN, ELTON JOHN, STEVE WINWOOD und ganz besonders JON LORD von DEEP PURPLE als seine ganz großen Bewunderer outeten, sodass Jon Lord gar öffentlich feststellte: „Er hat mir ungelogen das meiste von dem beigebracht, was ich über die Hammond-Orgel weiß.“
Hört man das, was Bond an der Hammond leistet, dann wird jedem sofort bewusst, dass Lords Worte keine Übertreibung sind. Nicht nur die Tatsache, dass das Debüt-Album der THE GRAHAM BOND ORGANIZATION die erste britische Veröffentlichung, auf der ein Mellotron gespielt wurde, war, so entlockt Bond seinen Tasteninstrumenten auf „There‘s A Bond Between Us“ die für die damalige Zeit ungewöhnlichen Key-Klangwelten zwischen (künstlichen) Bläser- und Streicher-Sätzen.

Was THE GRAHAM BOND ORGANIZATION mit ihrem Debüt „The Sound Of 65“ begonnen hatten – die wilde Kombination aus Rhythm‘N‘Blues, Jazz, Funk, Soul und progressivem Rock – setzten sie nun auf „There‘s A Bond Between Us“ fort. Aber diesmal wählten sie nicht den kurzen Weg mit kurzen Stücken, die sich auf „The Sound Of 65“ noch zwischen zwei und vier Minuten bewegten, sondern räumten den insgesamt 12 Titeln deutlich längere Laufzeiten, welche sogar die 5-Minuten-Grenze knackten, ein. Dadurch wurde die Verspieltheit ihrer komplexen Kompositionen noch stärker betont und den Instrumenten breitere, solistische Freiräume eingeräumt, sodass sogar das GINGER BAKER-Schlagzeug-Solo, das auf dem Vorgänger-Album noch deutlich kürzer ausfiel, diesmal ausgiebig das Album im letzten Stück „Camels And Elephants“ über fast 5 Minuten zu einem schwer beeindruckenden, ausgiebig herbeigetrommelten, schlagkräftigen „There‘s A Bond Between Us“-Ende führt.

Doch bereits das rockige Instrumental „Who‘s Afraid Of Virginia Woolf?“, das von komplexem Schlagzeug, breitem Hammond-Orgel-Spiel und wilden Saxofon-Exkursen lebt, deutet die verspielte Vielfalt an, die einen in den folgenden, soundtechnisch hervorragend klingenden 40 LP-Minuten erwartet.
„Hear Me Calling Your Name“ schiebt dann erst einmal eine sehr gut gesungene Ballade nach, um dem rauen Blues von „The Right Time Is The Night Time“ zart den musikalischen Weg zu ebnen, bis „Walkin‘ In The Park“ genau der Song auf uns wartet, der ein paar Jahre später COLOSSEUM zu riesigem Erfolg verhelfen sollte – dieser Graham-Bond-Komposition zum Dank!
„Last Night“ ist ein rockiges Duett zwischen Saxofon und Hammond Orgel sowie feurigen Vocals plus genauso feurigem Schlagzeugspiel, bis das zart schmelzende (Sogar von der Orgel her ein wenig an „Moonchild“ von KING CRIMSON erinnernd, das vier Jahre später das Prog-Rock-Licht der Musikwelt erblicken sollte!), barjazzige „Baby Can It Be True?“ die LP-A-Seite voller träumerischem Wohlklang abschließt.

Auf der B-Seite erwartet einen dann „What I‘d Say“, eine flotte Rocknummer mit viel Drive und etwas Blues, den Dick Heckstall-Smith mit seinem Saxofon ordentlich durchrütteln darf, bis mit „Dick‘s Instrumental“ sein ganz großer Auftritt erfolgt. Was Heckstall-Smith hier aus seinem Blasinstrument herausholt, lässt ihm kaum Zeit zum Luftholen, während erst Bakers Schlagzeug, dann Bruces Bass und zuletzt Bonds Hammond genau dem Saxofon-Rhythmus folgen. Ein großartiges Instrumental, wogegen „Don‘t Let Go“ – eine recht eingängige Blues-Nummer mit ein paar Schrei-Passagen – doch etwas abfällt, was auch für das ganz ähnlich gestrickte „Keep A‘Drivin‘“ gilt.
Die Highlights aber warten in den letzten zehn LP-Minuten mit der todtraurigen Bond-Komposition „Have You Ever Loved A Woman?“ – ein echter Blues-Evergreen – und dem Trommel-Feuerwerk „Camels And Elephants“ von Ginger Baker auf uns. Und mit dem letzten Baker-Schlag auf die Felle geht zugleich nicht nur die LP „There‘s A Bond Between Us“, sondern auch die Studio-Ära von THE GRAHAM BOND ORGANIZATION zu Ende.
Leider viel zu früh, doch das ist nun mal Schicksal – und nicht nur in der Musik. Wer weiß, was aus THE GRAHAM BOND ORGANIZATION geworden wäre, wenn sie zehn Jahre später in der großen Ära des Progressive Rock ein weiteres Album veröffentlicht hätten. Schade, dass wir das nie erfahren werden.

In diesem Fall jedenfalls lohnt es sich, das FAZIT zum hier bereits besprochenen Debüt-Album „The Sound Of 65“ fast gänzlich zu wiederholen: Ein echter Klassiker aus dem Jahr 1965 – völlig verkannt, aber aus heutiger Sicht sensationell und extrem innovativ für vieles, was musikalisch danach komme sollte. R&B in seinen Anfängen, gepaart mit fetter Hammond Orgel und Saxofonen, charismatischem Gesang, Jazz- und Progressive-Rock sowie weltberühmten Musikern (Ginger Baker, Jack Bruce, Dick Heckstall-Smith). Der Musik-Wahnsinn wird auch auf der zweiten remasterten Vinyl-Ausgabe „There‘s A Bond Between Us“ von THE GRAHAM BOND ORGANIZATION fortgesetzt! Ein Album, das zwar Mono aufgenommen wurde, nun aber vom Abbey-Road-remasterten Sound her faszinierend klingt, und im Jahre 1965 seiner Zeit meilenweit voraus war.

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 3011x gelesen, veröffentlicht am )

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Tracklist:
  • Seite A (19:01):
  • Who‘s Afraid Of Virginia Woolf? (2:02)
  • Hear Me Calling Your Name (2:35)
  • The Night Time Is The Right Time (2:58)
  • Walkin‘ In The Park (3:28)
  • Last Night (2:57)
  • Baby Can It Be True? (5:01)
  • Seite B (20:57):
  • What‘d I Say (4:13)
  • Dick‘s Instrumental (2:30)
  • Don‘t Let Go (2:41)
  • Keep A‘Drivin‘ (2:03)
  • Have You Ever Loved A Woman? (4:50)
  • Camels And Elephants (4:40)

Besetzung:

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